Implementierung der DIN 2304-1

Die Klebtechnik gilt unbestritten als eine Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Es gibt kaum einen Industrie- oder Handwerkzweig, in dem sie nicht innovativ eingesetzt wird. Deutschland gilt hierbei weltweit als Technologieführer. Bei den, für den industriellen Einsatz bestimmten Produkten der Klebstoffhersteller, handelt es sich um hochwertige Qualitätsprodukte, deren Herstellungsverfahren im normgerechten Sinn „beherrschte“ Prozesse sind

Der – von der Planung bis zum geklebten Produkt – fachgerechte Einsatz dieser Klebstoffe führt i.d.R. zu einer Null-Fehler-Produktion in der Anwendung. Dem widerspricht jedoch die Tatsache, dass leider noch zu häufig Klebungen die, in sie gestellten Anforderungen nicht erfüllen und es im Gebrauch zu Ausfällen kommt. Objektiv betrachtet, beruhen etwa 90 % der auftretenden Klebfehler auf klebtechnischer Unkenntnis. Diesen Widerspruch, dass einerseits Klebstoffe eine Null-Fehler-Produktion ermöglichen und  andererseits Klebfehler diese verhindern, nimmt die DIN 2304-1 „Klebtechnik – Qualitätsanforderungen an Klebprozesse“ auf: Wenn der wesentliche Grund für Klebfehler nicht Klebstofffehler, sondern Anwendungsfehler sind, muss im Bereich der Anwendung nachgebessert werden.

Da das Kleben ein sogenannter spezieller Prozess ist, d.h. ein Fertigungsschritt oder ein fertiges Produkt nicht zerstörungsfrei, einhundertprozentig auf etwaige Fehler geprüft werden kann, müssen auf dem Weg zum fertigen Produkt alle Fehlermöglichkeiten ausgeschlossen und der Prozess dadurch „beherrscht“ werden.

Bei der DIN 2304-1 handelt es sich folglich um eine Anwender-Norm. Sie hat zum konkreten Ziel, klebtechnische Anwendungsprozesse organisatorisch so zu gestalten, dass seitens des Anwenders der gesamte Prozess – von der Idee über die Entwicklung bis hin zur Fertigung des geklebten Produkts – im normentechnischen Sinne „beherrscht“, also robust und reproduzierbar gestaltet wird. Daneben besteht das übergeordnete Ziel der DIN 2304-1 darin, durch qualifizierte Klebstoffanwendungen die Anwendungsgebiete der Schlüsseltechnologie Kleben qualifiziert weiterzuentwickeln und somit das, in manchen Bereichen immer noch schlechte Image des Klebens zu verbessern.

Das wohl in den meisten Betrieben bereits vorhandene Qualitätsmanagementsystem gemäß ISO 9001 ist die Basis für die Einführung der DIN 2304-1.

Die Umsetzung, der mit dieser Norm festgelegten Anforderungen, bedarf jedoch eines umfangreichen klebtechnischen Wissens und einer guten Portion Erfahrung. Die Vorgehensweise und der Umfang der Arbeiten hängt nicht nur davon ab, ob es sich um eine neue oder eine bereits eingeführte Klebanwendung handelt, sondern auch von der Anwendung selbst und insbesondere deren Einstufung in eine der vier in der DIN 2304-1 definierten Sicherheitsklassen.

Die Einstufung der Klebung in eine der Sicherheitsklassen erfolgt auf Basis der Folgenabschätzung für den Fall, dass die Klebung versagt. Hierbei werden neben einer Einschränkung oder dem Verlust der Gebrauchsfähigkeit, auch mögliche Personen- und  Umweltschäden sowie die, aufgrund ggf. erforderlicher Rückrufaktionen resultierenden finanziellen und Imageschäden mit berücksichtigt. Es ist nicht verwunderlich, dass die Anforderungen an eine qualitätsgerechte Ausführung von Klebverbindungen, entlang der gesamten Prozesskette Kleben – von der Entwicklung über die Fertigung bis zur Instandhaltung – umso größer sind, je größer die mit einem Versagen der Klebung verbundenen Auswirkungen sind.

Da ich nicht nur an der Erstellung der Norm sondern auch der, sie ergänzenden Dokumenten beteiligt war und weiterhin bin, bekommen Sie bei mir diese Unterstützung sozusagen aus erster Hand.