Es kommt immer wieder vor, dass in einem Serienprozess hergestellte Klebungen, die in sie gestellten Anforderungen nicht mehr erfüllen. In den seltensten Fällen tritt dies in Form eines Versagens aller geklebten Teile auf, sondern es betrifft nur ein mehr oder weniger hoher Prozentsatz. Je geringer dieser Prozentsatz ist, desto schwieriger gestaltet sich in der Regel die Ermittlung der Ursache.
In einem konkreten Fall kam es bei knapp 1‰, der von einem Zulieferanten gefertigten Teile zu einem Totalversagen der Klebung, entweder bei der weiteren Montage zum fertigen Produkt oder erst kurz nach der Auslieferung an den Kunden. Bei Stückzahlen von mehreren Tausend Teilen pro Tag ist die, auf den ersten Blick gering erscheinende Ausfallrate von 1‰ verständlicherweise inakzeptabel.
Andererseits kann bei einer derartig kleinen Ausfallrate nicht „mal eben“ ein Prozessparameter verändert werden, um zu prüfen, ob der Fehler dadurch beseitigt werden kann. Um eine statistisch einigermaßen abgesicherte Aussage machen zu können, hätten schon einige Tausend Teile, unter den veränderten Bedingungen hergestellt und geprüft werden müssen. Abgesehen von den damit verbundenen Kosten hätte dies bedeutet, dass annährend eine Tagesproduktion nicht an den Kunden hätte ausgeliefert werden können. Auch eine Erhöhung, der im Rahmen der Fertigwarenendkontrolle durchgeführten stichprobenartigen Prüfung von Teilen, hätte nur wenig Sinn ergeben.
Die Fehlersuche stellt sich in solchen Fällen vielmehr als eine Detektivarbeit dar. Im ersten Schritt müssen die Dokumentationen der durchgeführten Wareneingangsprüfungen, der in-line Überprüfung von wichtigen Prozessparametern und der Prüfung von fertigungsbegleitend hergestellter Arbeitsproben, sowie die Ergebnisse der Fertigwarenkontrolle gesichtet und mit dem Auftreten des Fehlers korreliert werden. Mit etwas Glück zeigen sich hier bereits Ansätze, z.B. könnte das erste Auftreten des Fehlers mit dem Chargenwechsel eines Rohstoffs zusammenfallen oder es zeigt sich eine Drift in einem Prozessparameter, die wiederum mit der Fehlerhäufigkeit korreliert.
Bei derart geringen Fehlerraten ist die Ursache jedoch meist auf ein ungünstiges Zusammentreffen verschiedener Parameter zurückzuführen, von denen jeder einzelne allein nicht zum aufgetretenen Fehler führt. Hinzu kommt, dass in der Regel nicht alle Prozessparameter dokumentiert werden können. Hier ist insbesondere der Faktor „Mensch“ zu betrachten. Auch wenn kaum ein Werker mutwillig etwas falsch machen wird, kann es zu Fehlern kommen, einfach dadurch, dass er einen Arbeitsschritt etwas anders ausführt, als seine Kollegen.
Mein Ansatz für derartige Fälle ist es, die Fertigung über einen längeren Zeitraum, d.h. über mehrere Schichten zu beobachten, um gegebenenfalls einzelne, für die Klebung ungünstige Details aufzuspüren. In dem oben beschriebenen Fall wurden auf diese Weise mehrere potentielle Fehlerursachen ermittelt und entsprechende Abstellmaßnahmen vorgeschlagen. Nach deren Implementierung trat der Fehler nicht mehr auf.